An einem sonnigen und warmen 19. April zog es uns in den Schatten des BRLO Brwhouse. Dorthin wurden wir von der Scotch Malt Whisky Society unter dem Motto „SMWS X BRLO“ eingeladen, um zu beweisen – was der Schnapsblock natürlich schon längst wusste – Bier und Whisky passen sehr gut zusammen.
Das BRLO Brwhouse steht im Schatten des U-Bahnhofes Gleisdreieck und schon beim Verlassen des Bahnhofgebäudes steigt einem der Geruch von Brauerei und Grill in die Nase. Im großen und prall gefüllten Biergarten war ein Tisch für alle Teilnehmer des Tastings vorbereitet. Dieser war mit Gläsern, Brot, Informationsmaterial und Whiskeyflaschen so üppig eingedeckt, dass wir den Beginn kaum abwarten konnten.
Um für die Runde ein entspanntes Ankommen zu ermöglichen, wurde eine Berliner Weisse mit frischem Blaubeersaft gereicht. Auf jeden Fall die bessere Alternative zu dem ekligsüßen Bier-Sirup-Gemisch, das man sonst unter diesem Namen bekommt. Passend zu diesem sonnigen Tag, konnten wir bei dieser sehr angenehm fruchtigen Kombination die Blicke durch den Biergarten schweifen lassen. Dies wäre der richtige Moment, um etwas von der guten Speisekarte (z.b. riesengroße Rippchen oder Hummusteller mit Grillgemüse) zu bestellen. Leider haben wir ihn ungenutzt verstreichen lassen. Profi-Tipp fürs nächste Mal: vor einem Whisky- und Bier-Tasting immer reichlich essen!
Durch den restlichen Abend sollte uns Peter Eichhorn führen, unterstützt durch Braumeister Michael, welcher in einer angenehm entspannten Art und Weise sofort ein sehr freundschaftliches Miteinander erschaffen konnte.
Vorab sei hier angemerkt, dass die Whiskeys von der Scotch Malt Whisky Society immer „barrel strength“ sind, also unverdünnt direkt aus dem Fass kommen. Desweiteren gibt es ein eigenes System zur Benennung und Kategorisierung. Auf den Flaschen ist keine Destille geschrieben, sondern immer nur ein sehr „poetischer“ Name, eine kurze Beschreibung, sowie eine Code und eine Farbe. Letztere dient zur Entdeckung von ähnlichen Whiskeys.
Die erste Kombination des Abends bestand aus einem sehr fruchtig, frischem Whisky aus der Speyside, genauer gesagt „Fresh and Fruity frolics“ (SMWS-Code: 54.43) und einer Ur-Berliner Weisse. Beides für sich schon sehr leckere Getränke – der Whiskey eher fruchtig und holzig, die Weisse eher frisch und sauer – aber zusammen erzeugten sie ein sehr rundes Mundgefühl und hinterließen eine frische Spur auf der Zunge, als hätte man gerade ein Radler getrunken. Der perfekte Start in das Tasting.
Weiter ging es mit einer Zusammenstellung aus einem sehr markanten Whisky aus Longmorn, „Mature way beyond its years“ (SMWS-Code: 7.197), und einem „klassischen“ Hefe von BRLO. Der Whisky verblieb bei der Einzelverkostung ziemlich lange auf der Zunge, um so überraschender war es dann, dass das Hefeweizen den Whisky komplett aromatisch einwickelte, sich selbst in den Vordergrund schob und das Gefühl aufkam, als ob beides im Mund um die Aufmerksamkeit ringen würde. Am Ende war es wohl aber ein klares Remis, beide passten gut zusammen, aber hervorgehoben hat sich hier keine Komponente.
Das nächste Zusammenspiel erwartete der Autor dieses Berichtes mit großer Vorfreude. Es handelte sich um ein IPA, genauer gesagt das „German IPA“ und einem Glengoyne „Complex Duality“ (SMWS-Code: 123.17). Aufgrund der Marzipannote des Whiskys und des sehr fruchtigen, nach Litschi, Orange und Limette schmeckenden IPAs wurde der Mundraum zum erneuten Aroma-Ring. Dieses Mal jedoch nicht mit erwartetem Unentschieden, wie beim Test davor, sondern aufgrund seiner Komplexität, mit dem IPA als Sieger nach Punkten. Dies wirkte sich jedoch nicht negativ auf den Gesamteindruck aus, sonders ließ die Kombination sehr ehrlich und rund wirken. „Complex Duality“ beschreibt hier passenderweise hier nicht nur den Scotch, sondern die gesamte Paarung.
Es ging fruchtig weiter. Als nächstes standen ein sehr Glenrothes „Brighten Up your Day!“ (SMWS-Code: 30.92) aus der Speyside, welcher bei der Verkostung an einen Obstler erinnert, und ein einfaches Hellen auf der Liste. Auch wenn der Glenrothes sehr viele verschiedene Noten (Orange, Vanille, Holz, Malz) vereint, waren sie doch alle eher dezent und der Gesamteindruck sehr zurückhaltend. Dennoch hat Michael hier bei der Auswahl des Bieres ganze Arbeit geleistet. Das simple und geradlinige Helle vertrug sich bestens mit dem Whiskey ohne ihn zu ersticken. Stattdessen entwickelt sich in der Kombination ein Aroma, welches noch mehr an Radler erinnerte als die erste Paarung. Das Bier nimmt hier ein wenig dem Whiskey die Stärke, beruhigt den Mund und bereitet ihn gleichzeitig auf den nächsten Schluck vor.
Die letzte Kombination war ein Laphroaig, „Cooking with Driftwood“ (SMWS-Code: 29.228), und ein gefärbtes Helles, welches aufgrund seines hohen Restmalzgehaltes doch äußerlich zuerst auf ein Porter schließen lies. Die fruchtig, torfigen Eigenheiten des Laphroaig passten sehr gut zu dem ähnlich fruchtigen gefärbtem Hellen, welches, aufgrund seiner sehr ordentlichen Rotweinkante, auch dem torfigen Teil in nichts nachstand, uns als Abschluss ein „Abend vor dem Kamin“-Aroma übrig lies und somit die Verkostung perfekt ausklingen ließ. Obwohl wir beide große Laphroaig-Freunde sind, war das Bier hier die große Überraschung. So ein „spezielles“, aber sehr zugängliches Bier haben wir lange nicht mehr gehabt. Gerade die erdige Süße des Bieres hat es zum perfekten Sparingpartner für den torfigen Laphroiag gemacht. Hoffentlich wird BRLO in Zukunft mehr solcher Biere in Kooperation mit „Pirate Brew Berlin“ brauen.
Wir hatten wirklich einen spannenden und entspannten Abend und sind dementsprechend gespannt, was von der SMWS noch in den nächsten Monaten kommt. Wenn alle Tastings so ausgeklügelt und gut organisiert sind wie dieses, wird es auf jeden Fall noch einige Hightlights geben, nur nächstes mal hoffentlich an einem Freitag und mit Abendessen vorab. Dann fällt das Aufstehen am nächsten Tag vielleicht leichter..
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