Edinburgh, Schottland | Blended Malt Scotch | 46% Vol | ~47 Euro / 0,7 l |
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Vor einiger Zeit war ich für ein paar Monate beruflich mit einem Freund in Dublin. Der Job war nicht unbedingt der beste; ein guter Anlass sich nach dem Feierabend ganz dem Whisky hinzugeben. Angefangen haben wir natürlich mit Iren, aber schnell mussten wir feststellen, dass uns da etwas der Torf fehlte. Leider ist eben dieser in Irland nicht oft vertreten (der Connemara ist der Einzige mit einer richtigen Torfnote), jedoch wollten wir etwas anderes als die üblichen Verdächtigen, wie ein Laphroaig, Ardbeg oder Lagavulin, probieren. Aus diesem Grund fiel die Entscheidung auf „The Peat Monster“ von Compass Box.
Bei dem „Peat Monster“ handelt es sich um einen Blend, unter der Aufsicht von John Glaser, aus verschiedenen Scotch-Sorten, darunter Laphroig , Ledaig, Caol Ila und Ardmore. Der Scotch wird nicht kaltgefiltert und kommt komplett ohne künstliche Farbstoffe aus.
The idea behind The Peat Monster is to balance beautifully peaty, smoky aromas and flavours with those that are malty and fruity.
Neben dem Wort „Peat“ hat uns vor allem die Aufmachung überzeugt. Auf den ersten Blick wirkt die Flasche sehr traditionell: schmale, hohe Form; Korken; grosses Etikett auf dem unteren Drittel. Jedoch sticht das Design des Labels hervor. Das braune Papier mit goldenem glänzenden Aufdruck (inkl. Monster), lässt die Flasche extrem wertig aussehen. Das Gold selbst ist nicht zu intensiv, sondern perfekt auf den Flascheninhalt abgestimmt. Das Label erinnert an ein klassisches Filmplakat eines Horrorfilm, vielleicht etwas untypisch für Whisky, aber hier funktioniert es super zusammen mit dem Namen.
Auf der Rückseite befinden sich reichlich Informationen zum Scotch bzw. dem Hersteller „Compass Box“, jedoch ohne überladen zu wirken.
In dem „Peat Monster“ steckt mehr, als die helle, strohgelbe Färbung erwarten lässt. „Die letzten Flammen eines Lagerfeuers am Morgen, nach einer langen Nacht am Meer…“ wäre wohl mein Versuch, den Geschmack bildlich zu beschreiben, andere hier würde aber vielleicht auch sagen, dass es eher „verbrannte Reifen nach einem Burnout gemischt mit ungewaschenen Männern auf ’nem Tankstellenklo“ sind. Die Meinungen gehen bei uns doch immer sehr auseinander, sobald „Peat“ ins Spiel kommt.
Die erste Note in der Nase entspricht ganz seinem Namen – TORF. Dazu gesellt sich noch eine große Schwade Rauch. Auch wenn beides sehr extreme Richtungen sind, sind sie gut abgestimmt und lassen am Ende noch Raum für eine fruchtige, frische Komponente zwischen Citrus , frisch geschnittenem Grass und Meeresluft.
Geschmacklich bleibt der Scotch dem Geruch treu. Von einem aggressiven, punktuellen Geschmack nach Rauch geht es über Malz schnell zum warmen und runden Torf, der jedoch nicht so bestimmend wie bei einem Ardbeg oder Laphroaig ist. Auch wenn der Scotch im ersten Moment brennt, ist keine Spur von dem typischen Geschmack nach Alkohol vorhanden. Der Abgang hält sich sehr lang. Nachdem der Torf sich langsam verflüchtigt hat, bleibt eine leichte Toffeenote zurück, die später fast schon zu Minze/Menthol umschlägt: ein sehr angenehmer Kontrast zum Torf.
Am präsentesten in der Mischung ist meiner Meinung nach der Caol Ila.
Das „Peat Monster“ macht es uns definitiv nicht einfach, eine klare Empfehlung auszusprechen. Vieles ist irgendwie „dazwischen“ und unklar, aber dadurch auch spannend. Seit meiner ersten Probe rätsel ich deswegen auch, ob das „Monster“ im Namen sich auf die Menge an Peat oder an die Frankenstein-ähnliche Mischung aus verschiedenen Whiskys und Noten bezieht. Ich bin mir nicht sich, ob ich jemals auf ein klares Ergebnis kommen werde.
Dieser Scotch ist mehr ein Abenteuer, als der Heilige Gral unter den Whiskys. Er ist nicht der torfigste und auch nicht der typische Schotte, aber dafür ein sehr interessanter Blend aus Whiskys, die repräsentativ für Schottland sind. Puristen werden diese Mischung verteufeln, aber ab und an kann ein wenig Unkonventionalität auch beim Entdecken von Neuen oder Ehren von Altem eine große Hilfe sein, ganz nach Tolkien: „There is nothing like looking, if you want to find something. You certainly usually find something, if you look, but it is not always quite the something you were after. „
Als Geschenk für jemanden, der schon alles kennt, bietet sich das Monster auch bestens an.
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